Mittwoch, 8. Juli 2020

Tief im Inneren von Paris … (Teil einer Geschichte)



Tief im Inneren von Paris …




Modrige Luft drang durch seine Nase und setzte sich dort fest. Sein Unterbewusstsein registrierte, dass er angelehnt an einer kalten Wand saß. Mit den Händen strich er über den Boden, der sich kalt und sandig anfühlte.  Er tastete weiter und fluchte innerlich, dass er nichts sehen konnte. Was war mit seinen Augen? Allem Anschein nach hatte man ihn in einer Steinnische platziert. Es roch nach Tod. Constantino spürte, wie es immer kälter um ihn herum wurde. Er empfang ein unbekanntes Gefühl, das langsam sich in einhilfloses Entsetzen wandelte. Wie konnte das einem Nephelim wie ihm passieren? Constantino oder auch Tino genannt, glaubte zu hören, wie sein Name immer wieder gerufen wurde und dennoch war er noch zu benommen, sein Umfeld zu realisieren. Er blickte umher, konnte aber nur verschwommen dunkle Schatten erkennen. Constantino holte tief Luft, versuchte sich zu bewegen, aber sein ganzer Körper war wie gelähmt. Doch das merkwürdige Gefühl wurde er nicht los, von jemanden intensiv beobachtet zu werden. Er glaubte, ein spöttisches Lachen zu hören - es war ein tiefes, raues und äußerst zynisches Lachen. Ein unerklärliches Gefühl von Fucht erfasste ihn und er wurde das Gefühl nicht los, dass eine fremde Macht von ihm Besitz ergriffen hatte. Er hörte weder die Geräusche noch die Schritte, die direkt vor ihm halt machten. Da spürte er eine Berührung auf seiner Schulter und fiel zurück in einen tranceähnlichen Schlaf. Er träumte bereits …
Er beobachtete sich selbst wie aus großer Entfernung. Tino wusste, dass er träumte und nicht eingreifen konnte, und doch war die Szene vor ihm erschreckend real.

»Er kommt, er kommt, er kommt.« Die Worte umschwirrten ihn wie Geistervögel. Er bewegte sich durch die Dunkelheit an den Bäumen vorbei. Kein Lüftchen bewegte auch nur irgendein Blatt. Schwarze Schatten huschten über den Weg und verbreiteten eine unheimliche Atmosphäre. Mitten auf einer Lichtung stand ein Pferd und wartete. Sein Fell war schwarz wie Ebenholz und glänzte. Noch nie zuvor hatte er so ein Pferd gesehen. Plötzlich schienen die Schatten ihn völlig einzuhüllen, und er spürte, dass noch etwas da war. Ein unwirkliches, raues Lachen schwebte über der Lichtung. Er fühlte die Wärme des Pferdes, als er es sanft streichelte. Es war wie das Innere einer Lichtkugel, dessen Wärme nach außen drang. Constantino zitterte, ein Glücksgefühl durchströmte seinen Körper. Aber er ahnte, dass das, was er empfang, sehr unnatürlich und verboten war. Er spürte, dass jemand ihn intensiv beobachtete und mit schrecklicher Gewissheit erkannte er, dass ES auf ihn wartete, um ihn noch tiefer mit sich in das Unbekannte zu ziehen.

Constantino schreckte aus dem Schlaf hoch. Erst wusste er gar nicht, was ihn geweckt hatte. Doch dann hörte er das Wiehern eines Pferdes, dessen Hall sich an den Wänden brach. Ihm schauderte. Ein schrecklicher Verdacht ging ihm durch den Kopf und traf ihn fast wie ein Schlag. Er, Constantino, war gefangen. Das MÄCHTIGE hatte ihn überlistet und in diesen unterirdischen Gewölbekomplex gebracht. Still und steif saß er da und versuchte seine Situation zu realisieren. Was wollten SIE von ihm? Wo würde das nur enden? Unscharfe Bilder flossen in seinem Kopf zusammen, wurden schärfer, dann wieder verschwommen, bis er sich jetzt voll auf einen Punkt konzentrierte. Sein Atem ging schneller.

Doch mit einem Schlag wurde er sich seiner Lage bewusst. Es ging um Liyanna. Er, Constantino war mit ihr verbunden und SIE brauchten ihn, benutzten ihn.

Langsam versuchte er sich aufzurichten.

************ © Hannelore Kühlcke

Diesen Text habe ich im Dezember 2014 geschrieben.

Es gehört zu einem Projekt, das  eine Bloggerin ins Leben gerufen hatte. Aber leider ist das irgendwie im Sand verlaufen.